In der neuen Emma fragt man dort in einem Beitrag "Die lieben KollegInnen" unter anderem:
"Und ist Alice Schwarzer das Naturereignis Sex unbekannt ?"
Emma bezieht sich auf folgendes Zitat:
"Schwarzer, die in ihren Büchern letztlich offen legt, dass ihr das Naturereignis Sex, das man nicht wirklich an- und abschalten kann, das einen mit Macht überkommt und eine Kraft ungeheurer Anziehung zwischen Mann und Frau (und bei Homosexuellen zwischen Mann und Mann und Frau und Frau) bedeutet, persönlich offenbar nicht bekannt ist, hat ihren Verdienst jedoch dort, wo sie als Tabubrecherin die Erkenntnisse der Womans Lib-Bewegung aus den USA in Deutschland offen auf die Tische der Talkshows legte und sie in den Massenmedien diskutierte."
aus dem Artikel "Die Sexmythen des Feminismus" in der Aprilausgabe von Cicero, ( und in der vollständigen Fassung auf Der Mainstream).
Emma zitiert einen Ausschnitt aus dem Artikel und schreibt darunter:
Anm.d.Red.: ‚Der kleine Unterschied‘ erschien 1975, also vor Hite – und es ist darin mit keinem Wort von neuen sexuellen Normen die Rede.
Meine Antwort: Bei Cicero heißt es an einer Stelle fälschlich 1977 statt 1975, dies ist ein Zahlenlapsus der als Solcher aus dem Kontext erkennbar ist, er soll hier gern korrigiert werden. Alice Schwarzer wird erkennbar historisch und auch mit der Jahreszahl 1975 vor Shire Hite als Autorin genannt. Zu der Behauptung von Emma, dass im kleinen Unterschied sexuelle Normen nicht zur Sprache kommen, muss man sagen, dass dies objektiv nicht ganz richtig ist. Der Inhalt des Kapitels "Vaginaler Orgasmus und Sexmonopol", aber auch das, was in den beiden Kapiteln "Was Frauen frigide macht" und "Was an der Zwangsheterosexualität so politisch ist", steht, ist fürwahr eine einzige Aneinanderreihung von Dogmen und Diskussionen über Normen und Vorstellungen von Dogmen und Normen, sogar das Wort von den "sexuellen Normen" findet dort Verwendung.
Also gibt es im "kleinen Unterschied" viele sexuelle Normen, die dort zum Teil sehr drastisch und zum Teil sehr apodiktisch präsentiert werden.
Diskussion über Sex ist wahrscheinlich immer zu einem wesentlichen Teil Diskussion über sexuelle Normen. Viel wichtiger, als die formale Frage scheint mir die Substanzielle. Nicht wichtig ist:gibt es sexuelle Normen zu Recht oder zu Unrecht, sondern von Bedeutung kann nur sein: Welchen Inhalts sind die Normen, die Dogmen, die Postulate im Einzelnen ganz konkret. Insofern kann ich nur sagen, dass im "kleinen Unterschied" sexuelle Normen am angegebenen Orte eine erhebliche Rolle spielen und zwar aus Lesersicht auch eine zentrale Rolle der Lektüre des ganzen Buches spielen, braucht nach meinem Dafürhalten jetzt in Emma nicht negiert zu werden. Spannend wirds natürlich, wenn es zur Sache geht, wenn es um die Inhalte der aufgestellten Regeln geht.
Da fürchte ich, dass die vielen Normen, die mit dem "kleine Unterschied" in Deutschland gesetzt wurden, nicht in jedem Falle einer Inhaltskontrolle, wie die Juristen die Bewertung von Normen so schön nennen, Stand halten werden.
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