29. Juni Berliner Literaturkritik Beeindruckende Kritik von Jenny Schon "Kein Mutterschutz"
Die Autorin schreibt: (...)Bettina Röhl trägt Fakten zusammen, und ich gestehe: wäre mir das damals beim gemeinsamen Abendessen erzählt worden, ich hätte kotzen müssen.Kotzen, weil die Leute, die wir so verehrten, die Leute, die anders schienen als die Wohlstandsbürger der Bundesrepublik, nicht so gesättigt, sondern alternativ und progressiv, kurzum Genossen zu sein vorgaben, sich vom Osten bezahlen ließen und auf Sylt in der High Society suhlten und durchhurten.(...)
Auch die Akzeptanz der asiatischen Diktatur unter uns Linken wird momentan kritisch beleuchtet. Die DDR ist untergegangen, aber China blüht oder in anderen Worten, wie wir damals sangen: „Der Osten rot.“ Und die Weltpolitik übt sich im Klinkenputzen in Peking, wenn es dem Staatssäckel bekommt. Diese Aufarbeitung wird viel aufwendiger, denn dass auch die kommunistische Volksrepublik untergehen wird, ist nicht absehbar. Ich möchte schreien, wenn ich könnte, über die Fehler, die wir 68er oft aus gutem Willen, Unkenntnis oder Dummheit gemacht haben. Aber der Schwall der Stimmen und Raketen draußen über das jüngste WM-Tor Deutschlands ist lauter. Naja, ich hab ja auch genug geschrieen im Leben!
6.Juni 2006 Das Parlament
Interview mit Bettina Röhl: "So lebten die Fettaugen"
Das Parlament: Ihr Buch ist die Geschichte Ihrer Familie und der Zeitschrift "Konkret" sowie politische Analyse. Aus welcher Intention ist es entstanden?
Bettina Röhl: Ich habe eine deutsch-deutsche Geschichte geschrieben, die in den 50er- und 60er-Jahren spielt und exemplarisch am Beispiel der Familie Meinhof/Röhl eine Geschichte der Linken in der frühen Bundesrepublik zeichnet. Meine Vorbilder schon seit meiner Jugendzeit sind Thomas Mann, Fjodor Dostojewski, Leo Tolstoi, die großen Romane, die auf ihre besondere Weise die gesellschaftliche und politische Wirklichkeit einer Zeit eingefangen haben, literarisch, politisch, historisch. Meine Familiengeschichte bietet einen solchen Stoff. Ich bin hier die Chronistin. Mein Interesse galt der Zeit vor 1968, die mir weitgehend verdeckt scheint.
Das Parlament: Sie haben 1998 neue Akten im Bundesarchiv und in der Gauckbehörde gefunden, mit denen Sie die Zusammenarbeit ihrer Eltern, Ulrike Meinhof und Klaus Rainer Röhl, mit Ostberlin detailliert belegen können. Ihr Vater Klaus Rainer Röhl hatte eine Finanzierung von "Konkret" schon 1974 eingeräumt. Was ist das Neue an Ihrem Buch? Lesen Sie weiter hier
29.Mai 2006 Netzeitung: "Klaus, Ulrike und die KPD"
......Röhl blickt distanziert, aber auch mit Humor auf ihre Eltern und in die Akten, die die Partei über ihr Zeitschriftenprojekt mit dem Codenamen «Käthe» führte. Sie versucht dankenswerter Weise meist erst gar nicht, die Akteure psychologisch zu interpretieren, auch wenn sie einen scharfen Blick auf deren Handeln wirft. Das gelingt interessanterweise, obwohl sich Röhl offensiv dafür entschieden hat, die Geschichte auch aus der naiven Perspektive der Tochter Ulrike Meinhofs zu schreiben.
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24.Mai 2006 Das Hamburger Abendblatt berichtet über meine Lesung in den Hamburger Kammerspielen und über meine Jugend in Blankenese !
23. Mai 2006 Nach der Buchvorstellung in den Hamburger Kammerspielen am 22. Mai 2006 schreibt Henryk M. Broder:
ZEITGESCHICHTE
Kommunismus mit Rebhühnern und Wachteln
Von Henryk M. Broder
"Wer wissen will, wie die fortschrittliche Linke der Bundesrepublik in den fünfziger und sechziger Jahren funktionierte, womit sie sich beschäftigte, wie sie die Liebe zum Proletariat mit der Begeisterung für Maßanzüge verband, wie sie ferngesteuert wurde und sich willig fernsteuern ließ, wie sie Wasserdampf produzierte, mit dem sie die Turbinen der Revolution antreiben wollte, der kommt um dieses Buch nicht herum.
Bettina Röhl lässt die Dokumente sprechen, die sie mit ironischem Gestus kommentiert. Ihr Buch liest sich wie ein Hörspiel mit vielen Originaltönen. Einige Szenen sind so komisch, dass man bedauert, nicht dabei gewesen zu sein. Zum Beispiel als die Röhls im Oktober 1967 ihr neues Haus in Blankenese bezogen und eine große Party gaben, zu der sie ganz Hamburg eingeladen hatten."
Buchbesprechungen ab Mai 2006
Buch der Woche: Rezension in Die WELT
Download asv_dwbevp1_06_05_2006_3_welt_artikel_6.5.06.pdf
Besprechung zu "So macht Kommunismus Spass!" in der literarischen Welt von Reinhard Mohr:
Wer überhaupt Interesse an jüngster deutscher Zeitgeschichte hat, wird dieses Buch wie einen großen Familiengesellschaftsroman lesen, in dessen Zentrum nicht nur das Ehepaar Röhl/Meinhof und die abenteuerliche "Konkret"-Story stehen, sondern auch die linksintellektuelle Szene der jungen Bundesrepublik und stalinistische FDJler, die "Atomtod"-Bewegung und Mao Tse-tung, Kuba und die Toskana, Fidel Castro und Heinrich Lübke, der Ungarn-Aufstand und Mallorca, Sex und Revolution. Eine Achterbahnfahrt durch die fünfziger und sechziger Jahre (...)Manche Passagen, Anekdoten und Zitate erinnern an die szenische Überfülle von Federico Fellinis Filmtravestie "Amarcord"...."Und tatsächlich, wer die geschickt eingestreuten Originaldokumente liest, wird sich immer wieder ins Ohrläppchen kneifen: diese Chuzpe, diese ideologische Blindheit! Aber auch: was für ein Leben!"
Buch der Woche von Elmar Krekeler:
Bettina Röhl.... erzählt hier ihre Familiengeschichte, und liefert auf der Basis neuester Aktenfunde ein Sitten-, Politik- und Gesellschaftspanorama der frühen Bundesrepublik. Sie mikroskopiert die von der DDR munter mitfinanzierte Linke der fünfziger und sechziger Jahre, das heißt: Sie zeigt sie in einer sehr privaten und teilweise überraschend humorvoll gezeichneten Nahaufnahme.
Mariam Lau in ihrem Artikel "Freud und die 68er":
...."Umso beeindruckender ist es, daß eine ihrer Töchter, die Journalistin Bettina Röhl, sich ihr nach langem und zähem Ringen in so fairer und einfühlsamer Weise nähern konnte wie in ihrem neuen Buch."...
28.April 2006
Eine sachliche, ausführliche und viele Teile des Buches ansprechende Rezension im Freitag:
"...wer sich für die Geschichte der politischen und publizistischen Linken in der alten Bundesrepublik interessiert, kommt an So macht Kommunismus Spaß! nicht vorbei."
"Ins gemachte Bett"
Gerade solche Paradoxien und merkwürdigen Gemengelagen im Nachkriegsdeutschland, die komplexen Verhältnisse zwischen einzelnen Akteuren und kollektiven Stimmungen sind der eigentliche Inhalt dieses Buchs. Desweiteren kann es als Abrechnung mit dem Stalinismus gelesen werden, der sich für den aufmerksamen Leser immer wieder als zentrales Problem darstellt.
Röhl gelingt es, ihr Material so zu sortieren und zu präsentieren, dass es für sich selber sprechen kann. Zum Beispiel die geheimen Lagebesprechungen von Manfred Kapluck und Richard Kumpf, Abteilungsleiter für Jugend und Kultur der seit 1956 in der Bundesrepublik illegalen KPD, mit Röhl, Meinhof und anderen Redakteuren der «Konkret» in Ost-Berlin: Sie sind gerade deswegen so spannend nachzuvollziehen, weil sie zeigen, wie die politischen Strategien und taktischen Maßnahmen der handelnden Akteure aussehen und worüber im Detail gestritten wird.....
Viel neues Material liefert uns die Autorin über die Geschichte der Bundesrepublik der fünfziger Jahre z. B. aus dem Umfeld der Anti-Atomwaffen-Bewegung und die allmähliche kommunistische Unterwanderung und Ostfinanzierung, die ihr immer wieder vorgeworfen wurde. Im „argument“ Heft 7 vom 15. Juli 1958 weist Ulrike Meinhof die Vorwürfe zurück: „Die privaten Spenden, die wir bekamen, waren mit keiner Auflage für unsere Arbeitsweise verbunden.“ (S. 205)
Klaus Rainer Röhl hatte mittlerweile die Zeitschrift „Konkret“ gegründet, war erklärter Kommunist und hatte auch finanzielle Unterstützung von Ostberlin erhalten. Mit seinen Redakteuren reiste er herum von Universität zu Universität und wurde besonders bei den „Atommädchen“ fündig. Es gelang ihnen, nicht nur politisch Fuß zu fassen, sondern auch, da besonders viele Studentinnen, eben auch Ulrike Meinhof, in den Anti-Atom-Ausschüssen saßen, auf amourösen Gebiet auf ihre Kosten zu kommen, also schon zehn Jahre früher als zu meiner 68er-Zeit, wo es Kommunarden und Konsorten leicht hatten, uns blöde Weiber unter dem Deckmantel der politischen Notwendigkeit zu unbezahlten Nutten zu degradieren, und wir mitspielten: „Wer zweimal mit der gleichen pennt, gehört schon zum Establishment.“ (...)
Ich find es gut, dass sie sich der Bekanntmachung der kommunistischen Verstrickungen der 'Konkret' widmen. Ich kann sie auch bestaetigen, denn auch fuer die studentenbewegte Jugend von einst war die 'Konkret' stets im Umfeld der DKP angesiedelt.
Ebenso bewundersnwert ist es, dass sie das suesse Leben der Unterstuetzer des Millionenfachen Massenmords im freien Westen ausgiebig schildern. Auf den 'Kapitalismus' herum schimpfen, aber dessen Vorzuege geniessen, wahrend die Buerger des Ostens unter dem sozialistischen Joch leiden mussten.
So macht Kommunismus Spass - das ist auch die Devise der grossen Verderber von heute.
Wer bitteschoen denkt eigentlich noch darueber nach, dass es den Gysi und Wagenknecht tatsaechlich gelungen ist, am triesten Dasein des Malochers vorbeizukommen? Auf den 'Kapitalismus' herum schimpfen, aber dessen Vorzuege geniessen, wahrend die Buerger des Ostens und nun auch des Westens die Zeche zahlen muessen.
Wie konnte es eigentlich geschehen, dass die Gysi und Wagenknecht satt und fett in der Gegend herum tanzen koennen, und das ehemalige STASI Schergen immer dreistere Luegen verbreiten?
Ware das nicht das Thema fuer einen zweiten Band von 'So macht Kommunismus Spass'?
Kommentiert von: Kostas | Mai 18, 2006 um 10:03 nachm.
Selbst wenn Broder Recht hat, sollte man ihn nur zitieren bei gleichzeitigem Hinweis auf seine eigenen Verfehlungen -
http://www.campodecriptana.de/blog/2006/05/19/544.html
Kein Zweifel, dass auch er den menschenverachtenden Geist der Meinhofs und Co in sich, mit sich, trägt. TK
Kommentiert von: Tanja K. | Juni 15, 2006 um 12:33 nachm.