Kommentar zu Fischers angeblichem Rückzug aus der Politik
von Bettina Röhl
Siehe auch mein Kommentar in der taz "Fischer blufft"
Na, Gott sei Dank! Bis zum baldigen Ende der Legislaturperiode bleibt Fischer Außenminister und Vizekanzler und ergo fuhr er natürlich mit einem Dienstwagen der amtierenden rot-grünen Bundesregierung nach hause, als er am vergangenen Dienstag formulierte: Ich g e h e jetzt… Tschüss! Alle Botschaften, die Fischer seit Mai d.J. ausgesendet hat, als er angekündigte, dass er für Opposition nicht zur Verfügung stünde, laufen darauf hinaus, dass er am liebsten auch weiterhin Außenminister wäre. Seine diesbezüglichen Chancen will er nun nicht durch Postenkleberei selber verschlechtern. Da erhöht er schon lieber den Druck auf die anderen, ihn jetzt oder in einer späteren Konstellation wieder herbeizuflehen. Fischer kennt den 1968 entstandenen Avantgarde-Komplex der CDU genau und er kennt auch die Lust der grünen Bürgerskinder an der Selbstprovokation, jetzt mal mit den Schwarzen ins Bett zu gehen. Da er in seiner Person eine ziemliche Kröte für Konservative ist, kann er für seine persönliche Zukunft also kaum etwas Eleganteres tun, als einen Rücktritt in Szene zu setzen, der ihn nichts kostet. Ein förmliches Parteiamt wollte und hatte er nie. Der heimliche Vorsitz bleibt ihm mit und ohne Rückzug.
Der Perlentaucher berichtet heute: Die taz-zwei dokumentiert hämische, fröhliche und weniger fröhliche Stimmen zum Abgang Joschka Fischers.
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