"Recht auf Leben" Lesen Sie hier die ungekürzte Fassung des Interviews mit Bahman Nirumand aus der Cicero Januar-Ausgabe 2006. Das Interview führte Bettina Röhl. |
Ausschnitt aus dem Interview:
"Du warst Oppositioneller unter dem Schah. Dann erlebtest Du unter Khomeini die Islamisierung des Iran. Du musstest wieder nach Deutschland fliehen. Wie beurteilst Du die heutige Regierung. Der neue Staatschef des Iran, Ahmadinedschad, forderte in einer Rede am letzten Al-Quds-Tag das iranische Volk auf, „Israel von der Landkarte zu löschen“. Wie beurteilst Du das?
Seit Bestehen der islamischen Republik wird der erste Freitag am Ende des Fastenmonats, als der sogenannte Tag Jerusalems, als Solidarität mit dem Kampf der Palästinenser gefeiert und jedes Mal an diesem Tag werden dieselben Äußerungen wiederholt: Israel muß weg usw. Die überwiegende Mehrheit im Iran hat die Ohren voll davon. Auch in diesem Jahr hat das niemand als etwas Neues empfunden. Erst als das Ausland reagierte, haben die Iraner gemerkt, oh da ist was passiert. Allerdings muss ich sagen, in den letzten Jahren, hat kein iranischer Staatspräsident so etwas gesagt. Aber im Ausland ist das registriert worden, meiner Ansicht nach ist das ganz schön aufgebauscht worden.
Diese Äußerungen sind schlimm, schlimm genug. Und jedes Jahr wiederholen sich diese Äußerungen, aber ich denke die Israelis und die USA haben gemerkt: jetzt können sie daraus ganz schön Kapital schlagen und das ist ihnen auch gelungen. Eine große Welle der Empörung ging durch die ganze Welt, sogar China und Russland haben sich angeschlossen. Warum Ahmadinedschad das gesagt hat, welcher Teufel ihn geritten hat, so etwas in so einer Situation zu sagen, da kann man nur Vermutungen anstellen. Ich denke, das ist zurück zu führen auf die Rivalitäten, die innerhalb des islamischen Lagers herrschen und Ahmadinedschad ist völlig unerfahren. Außenpolitisch hat er absolut keine Ahnung und die einzige Erfahrung, die er innenpolitisch besitzt, ist, dass er zwei Jahre lang Teheraner Bürgermeister war. Ansonsten ist er politisch ungebildet und ohne Erfahrung und er ist, meiner Ansicht nach, in eine Falle gelockt worden von seinen Rivalen innerhalb des islamischen Lagers. Die wollen zeigen, der taugt sowieso nichts, das sind innere Machtkämpfe.
Gut, aber jetzt gibt es diese Äußerungen und sie gehen weit über das hinaus, was bisher von einem iranischen Staatschef, seit Khomeini geäußert worden ist. Und Ahmadinedschad hat, nach dem er eine Welle der Empörung ausgelöst hat, auch noch einmal bekräftigt, dass er es ernst meint. Am selben Tag ist wieder ein Selbstmordattentat von einem Palästinenser in Israel verübt worden… Hat Ahmadinedschad eine eigene terroristische Vergangenheit, wie behauptet wird?
Ahmadinedschad gehört zum militärischen Arm des Gottesstaates. Hier hat er seine eigentliche Basis. Die militärischen und paramilitärischen Einrichtungen, die mit Chomeinis Machtübernahme 1979 als Alternative zu der damals Schahfreundlichen Armee gegründet wurden, rekrutierten sich vorwiegend aus jungen Männern, die begeistert von der Islamischen Revolution und ihrem Führer Ayatollah Chomeini, zu jedem Opfer bereit waren. Aus ihrer Sicht sind Morde gegen Oppositionelle und Gegner der islamischen Republik ein notwendiger Akt im Dienste des Glaubens.
Diese Generation hat die Lasten des achtjährigen Krieges gegen den Irak und des darauf folgenden Wiederaufbaus getragen, während Männer wie Rafsandschani die Zügel der Macht in der Hand hielten und zu enormem Reichtum gelangten.
Diese grauen Eminenzen sind trotz ihrer fundamentalistischen Ansichten inzwischen moderater geworden, aus der Sicht der jüngeren Radikalislamisten wie Ahmadinedschad ein Verrat an den Zielen der Revolution.
Seinen Weg begann der heute 49-jährige Ahmadinedschad zur Zeit der Revolution als er Student der Technischen Hochschule in Teheran war. Über seine damaligen, politischen Aktivitäten ist wenig bekannt. Er selbst sagt, dass er Mitglied der "Studenten der Linie Imam Chomeini" gewesen sei. Von dieser Organisation, die Chomeini nahe stand, ging die Initiative zu der Geiselnahme amerikanischer Botschaftsangehörigen 1979 in Teheran aus. Ahmadinedschad behauptet jedoch, daran nicht beteiligt gewesen zu sein. Demgegenüber meinen einige Geiseln, ihn auf Fotos wieder zu erkennen. Ahmadinedschads Sprecher wiegelt ab und sagt, er sei damals aufgrund seiner stark antikommunistischen Einstellung eher dafür gewesen, statt der amerikanischen, die sowjetische Botschaft zu besetzen. Von den damaligen Geiselnehmern sagen einige, er sei später hinzugekommen. Die USA bemühen sich nun, die Wahrheit herauszufinden.
Unbestritten ist, dass Ahmadinedschad Mitglied der paramilitärischen "Sepah-e Ghods" (Armee Jerusalem) und als solcher in der Abteilung für Auslandsoperationen, die auch in Europa gegen iranische Oppositionelle eingesetzt wurde, aktiv war.
Es gibt handfeste Indizien, dass Ahmadinedschad 1989 bei dem Mord in Wien gegen den Vorsitzenden der Demokratischen Partei des iranischen Kurdistan, Abdolrahman Ghassemlu, und zwei andere Parteimitglieder beteiligt gewesen war. Über den Mord hat ein Zeuge, der inzwischen als "Zeuge D" bekannt geworden ist, in einem vertraulichen Gespräch dem früheren Staatspräsidenten Abolhassan Banisadr, der inzwischen im Pariser Exil lebt,einen detaillierten Bericht vorgelegt. Der Zeuge D hat dabei Ahmadinedschad schwer belastet.
Am 13. Juli 1989 war es soweit, berichtete er. Die Täter, in zwei Gruppen aufgeteilt, schlugen zu. Die erste Gruppe sollte den Mordauftrag erledigen. Im Falle des Scheiterns sollte die zweite Gruppe unter der Leitung von Ahmadinedschad den Auftrag übernehmen. Doch alles lief reibungslos. Nur einer der Täter wurde verletzt und musste ins Krankenhaus. Die anderen konnten am selben Tag Österreich verlassen. Auch der Verletzte konnte später trotz Mordverdacht mit ausdrücklicher Zustimmung der österreichischen Regierung in den Iran fliegen. Die beiden Mörder, Taghipur und Asgari sind inzwischen auf mysteriöser Weise ums Leben gekommen. Banisadr hat den Bericht an den grünen österreichischen Politiker Peter Pilz, Mitglied des Sicherheitsausschusses im österreichischen Parlament, weitergeleitet. Pilz ist seit Jahren mit dem Fall beschäftigt. Er hörte selbst den Zeugen D in Paris an und zeichnete die Aussagen auf. Pilz bestätigte, dass sich diese Aussagen mit seinen eigenen Recherchen deckten und erklärte: "Ich werde alles tun, damit die Verfolgung der Täter durch die österreichische Justiz wieder aufgenommen wird." Für ihn stehe fest, dass Ahmadinedschad eine Gruppe der Täter geleitet habe. Doch Österreichs Justiz zögert immer noch. Immerhin will sie den Zeugen D erst einmal anhören. Ahmadinedschad werden noch weitere Beteiligung an Attentaten im Ausland nachgesagt. Er soll unter anderem an dem Mordanschlag gegen den letzten Ministerpräsidenten des Schahs, Schahpur Bachtiar, in Paris aktiv beteiligt gewesen sein.
Willst Du damit sagen, dass eine Art Terrorist Staatschef im Iran ist?
Nicht eine Art Terrorist, sondern das ist purer Terrorismus und zwar auf brutalste Weise und viele wissen das im Iran, aber was sollen sie machen. Es gibt mehrere Terroristen, die in der Staatsführung sind, Haschemi Rafsandschani, oder Revolutionsführer Chamenei.
Ein Berliner Gericht hat in seinem Urteil geschrieben – es ist das bekannte Mykonos-Urteil, da sind ja auch hier im Mykonos –Lokal in Berlin einige Iraner umgebracht worden - dass an diesem Mordauftrag der damalige Außenminister Welayati und der damalige Staatspräsident Rafsandjani, Geheimdienstminister Fallahian und Revolutionsführer Chamenei den Mord in Auftrag gegeben hatten. Übrigens wäre auch ich fast unter den Opfern gewesen, da ich zu diesem Treffen iranischer Oppositioneller im Mykonos-Restaurant auch eingeladen war und nur wegen eines Missverständnisses über den Termin nicht gekommen bin. Wenn man bei uns sagt Mittwoch Abend, dann ist das Mittwoch Abend, aber wenn man sagt Abend des Mittwoch, dann ist das Dienstag, und dadurch gab es eine Verwechslung, sonst wäre ich an diesem Tag dorthin gegangen. So ähnlich ging es auch zwei meiner Freunde, darunter Nosratollah Barati-Novbari (Schwiegervater von Joschka Fischer, Anm. d. Red.), sie gingen aus demselben Grund nicht zu dem Treffen und entgingen deshalb dem Anschlag. Fest steht: Ahmadinedschad ist ein Fundamentalist mit völlig radikalen Ideen fern ab aller Realität, politisch unerfahren, ungebildet und er kann viel Unheil anrichten.
Wird da ein Krieg mit den USA oder Israel provoziert? Gibt es im Iran Ängste in diese Richtung?
Solche Ängste gibt es, aber du musst wissen, der Iran ist nicht Irak. Die neue Regierung hat zwar nur eine Minderheit hinter sich, aber Iran hat über 70 Mio. Einwohner. Und selbst diese Minderheit, die auf der Seite von Ahmadinedschad steht, besteht aus ein paar Millionen Menschen und diese Millionen sind bewaffnet und zum Märtyrertod bereit und bei der ersten Bombe, die auf den Iran fallen würde, würden alle diese Leute mobilisiert werden und ein Feuer entfachen in der ganzen Region. Es wäre ungeheuer gefährlich, wenn der Iran militärisch angegriffen werden würde. Es kann durchaus sein, dass Israel versucht die Atomanlagen des Irans zu bombardieren, aber dann hätten wir eine völlig unkontrollierbare Situation und dies nicht nur in der Region, sondern auch in Europa und in Amerika Gerade weil es so gefährlich ist, den Iran anzugreifen, ist sich Ahmadinedschad seiner Sache auch so sicher.
Du meinst also, dass es im Iran ungefähr eine Million Menschen gibt, die bereit wären ein Selbstmordattentat zu verüben und den Märtyrertod zu sterben?
Nicht eine Million. Es könnten sogar mehr sein, die bereit wären, für den Islam zu sterben. Es gibt Millionen im Iran, die unwissend sind, Hunger haben, arm sind und die am Rande der Gesellschaft leben. Wenn sie angesprochen und mobilisiert werden und eine Aufgabe bekommen und eine Ideologie dazu, eine Ideologie, die sagt, wenn du für den Islam stirbst, dann kommst Du ins Paradies, dann lassen die sich aktivieren. Mehr als 50% unserer Gesellschaft ist unter 25 Jahre alt. Der Iran gehört sozusagen zu den jüngsten Staaten der Welt. Iran ist ein großes Land, es hat eine große Armee, eine große Wirtschaftsmacht und sehr viele Intellektuelle- es ist, würde ich sagen, eine Großmacht in der Region."
Lesen Sie hier die ungekürzte Fassung des Interviews mit Bahman Nirumand aus der Cicero Januar-Ausgabe 2006.
Ich bitte um die Beachtung des Aufrufes von Erhard Arendt, der von Henryk M. Broder mit autoritären Methoden in die Knie gezwungen werden soll. Was Broder seit mehreren Monaten verschärft unter den Augen einer schweigenden Öffentlichkeit und mit der Duldung seiner "Achse" betreibt, sind einzigartige Vorgänge seit 1945. http://www.campodecriptana.de/blog/2005/12/28/415.html
Kommentiert von: Tanja Krienen | 28. Dezember 05 um 12:34 Uhr
Lächerlich!
So wie Nirumand e tu.
Kommentiert von: Astuga | 11. Mai 07 um 18:55 Uhr
Bahman Nirumand mag für euch Deutschen ein Held sein, für uns Iraner aber ist er ein Verräter ersten Grades, ein biliger Publizist der mit seinen Analysen immer daneben liegt und ein großer Lügner.
Kommentiert von: tondar | 26. Dezember 10 um 17:46 Uhr
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Kommentiert von: 情趣用品 | 25. Juli 13 um 23:20 Uhr