Ein Interview mit dem Danziger Bürgermeister Pawel Adamowicz überdie EU – Erweiterung, Deutschland, den Spiritus loci in Danzig und die Idee eines europäischen Vertriebenenmahnmal in Gdansk
Fotos und Interview von Bettina Röhl ( Interview erschien im November 2004 in Cicero)
Röhl: Sehr geehrter Herr Adamowicz, wie ist der EU – Beitritt Polens in Danzig angekommen?
Adamowicz: Wer ist skeptisch gegen Europa eingestellt? Einerseits sind es ältere Personen, Rentner, die nach den Erfahrungen des zweiten Weltkrieges vieles aus der historischen Perspektive sehen. Die haben Befürchtungen, dass die Deutschen wieder kommen: die werden uns unsere Grundstücke und Häuser wegnehmen. Es gibt Ängste gegenüber der Preußischen Treuhand. Aber auch unter denen, die eigentlich für die EU – Erweiterung sind, gibt es noch Ressentiments gegenüber Deutschland. Es ist so wie wohl auch in Deutschland: je höher die Ausbildung, je höher das Einkommen, umso mehr ist man für die Europäische Union. Die jungen Leute, die in den großen Städten wohnen, sehen eine Chance in Europa, aber sie sind sich dessen bewusst, dass die Union keine Garantie gibt und, dass wir hier in Polen viel ändern müssen, um wettbewerbsfähig zu werden.
Röhl: Der neue deutsche Bundespräsident Horst Köhler, der im Juli hier in Danzig war, hat das Thema der nach dem 2. Weltkrieg von hier vertriebenen Deutschen angesprochen, aber deren Vermögensansprüchen auf Rückgewehr alten Eigentums eine klare Absage erteilt und sich sehr deutlich zu der historischen deutschen Verantwortung gegenüber den Polen aus der Zeit der NS – Herrschaft bekannt. Sein erster Auslandsbesuch nach seiner Wahl als Bundespräsident hat ihn nach Polen geführt, wie ist dieser Besuch in Danzig aufgenommen worden.
Adamowicz: Diese Ängste der Polen, von denen ich sprach, haben keine feindliche Form und sind kein Ausdruck von Deutschfeindlichkeit, die werden eher als Kritik gegenüber der polnischen Regierung ausgesprochen, als Angst, ob die polnische Regierung die Interessen gut sichern kann. Und alle haben natürlich mit großem Interesse und großer Freude festgestellt, dass der neu gewählte Bundespräsident von Deutschland zuerst nach Warschau und nach Danzig gekommen ist und dann erst nach Paris. Das war eine symbolische Reise. Er hat auch an die Danziger Erklärung angeknüpft, die im letzten Jahr von dem polnischen Präsidenten Aleksander Kwasniewsky und Johannes Rau hier unterzeichnet worden war, die eben diese ganze Problematik betraf. Übrigens ist die Oma meiner Frau in derselben Stadt geboren wie der neue Bundespräsident. Diese Stadt heißt Skierbieszow.
Röhl: Man sagt, Danzig hätte einen freien Geist, der nicht einfach deutsch war oder jetzt polnisch ist, sondern eben der Geist einer alten seit langem selbständigen und auch selbstbewussten Hansestadt ist? In einem neuen polnischen Danzig – Buch steht der Ausdruck „Spiritus loci“. Gibt es den?
Adamowicz: Das ist ein Phänomen ohne Zweifel. Diese Bewegungen der Solidarnosc haben hier ihre Wurzeln nicht in Stettin, Breslau oder Warschau. Es ist ein Freiheitsgeist in Danzig, der sich in einem traditionell tiefen Misstrauen zu den Regierenden ausdrückt, und diesen Freiheitsgeist gibt es in Danzig schon seit vielen Jahrhunderten. Dieser freie Geist zeigt sich auch, wenn wir die Beziehungen zwischen den Danzigern und den Kreuzrittern beobachten oder zwischen Danzig und den preußischen Königen. Im 19. Jahrhundert und 20. Jahrhundert war Danzig eher eine preußische Stadt, es war ein Mikrokosmos und hier haben sich unterschiedliche Nationalitäten, Religionen, Einflüsse getroffen, die sich gegenseitig toleriert haben. Es gab natürlich Konflikte, aber die Toleranz dominiert über dem Kampf. Wenn wir die Danziger Geschichte beobachten, können wir feststellen, dass viele Protestanten, die nicht in ihren Ländern wohnen konnten, hier eine neue Heimat fanden, und das alles in einem katholischen Land mit einem katholischen, polnischen König. Während der religiösen Kriege, die in Westeuropa herrschten hier, konnten die Bildnisse der katholischen Könige und Herren hier neben denen der Protestanten hängen. Damals im 16. Jahrhundert war es ein Manifest der Toleranz.
Röhl: Wie war es seit 1945?
Adamowicz: Nach dem Kriege sind viele Menschen aus Lemberg und Vilnius und aus Mittelpolen nach Danzig gekommen. Am Anfang war diese Stadt für viele noch fremd. Alle gemeinsam haben die Innenstadt wieder aufgebaut und damit auch ein Gefühl für diese Stadt erworben. Nach 1945 wurden in Danzig vor allem die polnischen Wurzeln gesucht. Natürlich hat die kommunistische Regierung diese noch zusätzlich betont und man konnte damals den Eindruck haben, dass in Danzig alle seit Menschheitsgedenken nur polnisch gesprochen hätten und Danzig schon immer eine rein polnische Stadt gewesen sei. Erst in den siebziger und achtziger Jahren hat man ein neues Danzig entdeckt. Es kam die junge Generation, die nach dem Kriege geboren war, die die Geschichte ihrer Heimat, ihres Geburtsortes näher kennen lernen wollte. Man hat viele deutsche Inschriften gefunden, überall stand dort „Danzig“, statt „Gdansk.“ Man hat viele Gegenstände in den Wohnungen, die noch von den alten Bewohnern stammten gefunden mit deutschen Inschriften. Bücher, Bilder oder alte Lebensmitteldosen mit der Aufschrift „Zucker“ oder „Erbsen“. Aus dieser Bewegung heraus ist eine spezielle Literatur, die sich eben mit diesem Phänomenen beschäftigt, entstanden. Zum Beispiel der Roman von Stefan Chwin „Tod in Danzig“ oder die Romane von Paweł Huelle, die eben dieses vielkulturelle Danzig gezeigt haben, dieses Treffen mit den ehemaligen Danzigern, die deutsch sprachen und den neuen Danzigern, die ihrerseits aus ihrer früheren Heimat vertrieben worden waren und hier in Danzig eine neue Heimat gefunden haben. Anfang des Jahres wurde hier über einen Monat lang eine Debatte über einen offiziellen Kalender geführt, in dem alle Ehrenbürger der Stadt Danzig aus allen Perioden erwähnt wurden. Man konnte sehen, dass es eine preußische Zeit gab, eine Kaiserzeit, die Nazizeit und eine kommunistische Ära und unter anderem hatten wir solche „Ehrenbürger“ der Stadt wie Göring und Hitler, die natürlich heute keiner mehr als Ehrenbürger haben will. Wir sind aber der Meinung, dass es richtig ist auf die Geschichte hinzuweisen, und dass wir hier keine Zensur einführen sollten. Ein Abgeordneter aus einer sehr nationalistischen Partei hat dagegen protestiert diese Liste zu veröffentlichen und ich musste mich sogar vor einem Staatsanwalt dazu äußern, dass das keine Werbung für die Nazis ist. Ich muss sagen, dass ich heute sehr stolz auf meine Danziger bin. Ich habe den Eindruck, dass wir doch eine Mehrheit haben, die es so sieht, dass Danzig eine Stadt ist, die in einer historischen Periode aus der deutschen Kultur kam, dabei aber immer loyal gegenüber dem polnischen König war. Die deutschen Danziger haben Steuern bezahlt, die haben für den polnischen König gekämpft und haben sich sogar auch zum Teil als Polen bezeichnet. Diese Danziger in der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts, haben sich nicht in erster Linie als Deutsche, sondern als Danziger bezeichnet. Dieses Lokale war in Danzig immer sehr stark.
Röhl: Anders als es im offiziösen Bereich den Anschein hat, scheinen die Menschen hier eine ganz überwiegend freundliche Einstellung zu Deutschland haben.
Adamowicz:: Heute akzeptieren wir längst die deutschen Traditionen der Stadt. In Danzig sollten Sie sich auch eine Gedenkstätte der deutschen Friedhöfe, die von den Kommunisten in den den fünfziger und sechziger Jahren zerstört wurden, ansehen. Diese Erinnerungsstätte haben wir im Jahre 2000 eingeweiht, während des ersten Treffens der alten Danziger hier in der Stadt. Wir haben auch einen Gedenkstein mit einer deutsch - polnischen Tafel für die Deutschen, die hier nach 1945 im Gefängnis gestorben sind. Solche Symbole haben wir sehr viele in Danzig. Es sind jetzt gegenwärtige Symbole, die zweisprachig verfasst werden. Seit fünf Jahren treffen sich bei uns wieder die alten deutschen Bruderschaften aus dem Artushof.
Auch der Danziger Bürgermeister Daniel Gralath (1708-1767), der sich dadurch verdient gemacht, dass zu seiner Zeit die Lindenallee entstanden ist, die jetzige Aleja Niepodległości, die Danzig mit Zoppot und Gdenia verbindet, wird seit vier Monaten wieder mit einer Gedenktafel an dieser Straße geehrt, die 1945 entfernt wurde. Im Krieg hieß die Lindenallee übrigens Hitlerallee. Es gibt einige Danziger Schulen, die mit Schulen in Bremen Kontakt haben, denn wir haben schon seit fast dreißig Jahren eine Städte - Partnerschaft mit Bremen. Und wir haben auch wieder Ehrenbürger der Stadt Danzig aus Deutschland, zum Beispiel Richard von Weiszecker, Hans Koschnick und Günther Grass. Vielleicht wissen die Polen mehr über Deutschland, als die Deutschen über Polen, das hängt damit zusammen, dass viele Polen in Deutschland legal und schwarzarbeiten und die Eindrücke sind natürlich persönlich, aber generell sind es positive Eindrücke. Viele Deutsche waren noch nicht in Polen und Danzig und ich hoffe dass nach dem Beitritt das Interesse größer wird. Darauf basiert auch mein Marketing – Optimismus, dass sich die Touristik sehr gut entwickeln kann, es gibt sehr viele, die noch nie in Danzig waren und jetzt müssen wir das Interesse wecken.
Röhl: Gibt es in Polen und speziell in Danzig eigentlich auch so etwas wie Ostalgie? Mein Eindruck ist eher, dass die Polen auf eine gesunde Art nach vorne kucken, nach dem Prinzip: Weg mit Schaden.
Adamowicz: Hier sind die Erinnerungen noch sehr lebendig. 1970 im Dezember sind viele Menschen bei den großen Streiks ums Leben gekommen. Die achtziger Jahre waren sehr heiße Jahren. Ich war zusammen mit meinem Bruder sehr in der damaligen Bewegung engagiert gegen die Kommunisten. Joschka Fischer hat mit Molotowcocktails damals auf der Straße gekämpft und wir haben gegen die Kommunisten gekämpft, eben mit ähnlichen Mitteln wie Joschka Fischer damals. Es gibt eine sehr große Ausstellung, die wir zeigen, die heißt: „Wege der Freiheit“. Es ist eine Ausstellung, wo wir zeigen, was der Kommunismus war, und was der Kampf für die Freiheit war, aber wir planen da jetzt ein noch größeres Zentrum. Ohne Zweifel ist Danzig heute auf den Westen ausgerichtet.
Röhl: Wenn hier in Danzig ein solcher Freiheitsgeist Tradition hat und auch eine polnisch – deutsche Freundschaft hier schon eine lange Geschichte hat, wäre Danzig dann nicht der richtige Ort für ein europäisches Mahnmal zur Erinnerung an die Vertriebenen dieses Kontinents in den letzten hundert Jahren ?
Adamowicz: Ich finde dieses Vertriebenenproblem in ganz Europa des 20. Jahrhundert ist ein wichtiges, ein tatsächliches Problem. In dem Berliner Projekt sehe ich eine schwache Stelle, die auch in Deutschland umstritten ist, weil so ein Zentrum sich nicht nur mit den deutschen Vertriebenen beschäftigen sollte. Es sollte alle vertriebenen Europäer berücksichtigen, erst dann wird es gerecht und klug und erst so wird es die Völker verbinden. Wenn es ein Mahnmal nur für die deutschen Vertriebenen gibt, wird es eine Sache, die trennt. Sie meinen Danzig als Standort, weil hier der zweite Weltkrieg begonnen hat? Das ist richtig, und weil der Krieg zu einer langen Trennung Europas geführt hat, und weil in demselben Danzig die Solidarnosc entstanden ist, ein wichtiges Instrument zur Befreiung vom Kommunismus und der damit verbundenen Überwindung der europäischen Teilung.Dieses Vertriebenenproblem hatten wir auch, nicht nur in Bezug auf die Deutschen, die von hier vertrieben wurde, auch die Polen wurden ja zu großen Teilen vertrieben und sind zu uns nach Danzig gekommen und außerdem sind auch viele Litauer und Bewohner der Stadt Lemberg gekommen.
Mein Vater stammt aus der litauischen Stadt Vilnius, mein Großvater und die Familie meiner Mutter auch. Ich habe dort gewohnt vor einigen Jahren. Wie Sie erzählt haben, stammt ein Teil Ihrer Familie aus Danzig. Sie haben sehr viel von Danzig gehört. So geht es mir auch mit meiner Familie, die aus Vilnius stammt und 1945 nach Danzig kam. Schon wenn mein Vater Vilnius im Fernsehen sieht, muss alles still sitzen und er ist natürlich sauer, wenn man nicht korrekt über Vilnius spricht. Sie und ich haben etwas Gemeinsames. Mein Vater ist nicht mehr ein Anhänger der Grenzänderung, aber ich sage immer zu ihm: kauf Dir doch eine Wohnung in Vilnius. Mein Vater ist schon wütend, dass die Polen Vilna sagen, statt Vilnius. Das ist so ähnlich wie mit Danzig und Gdansk. Es ist heute kein Streitpunkt mehr, wenn einer zu uns kommt und Danzig sagt. Im Flughafen in Hamburg steht auch immer Danzig an den Tafeln. Deshalb finde ich, es steckt etwas in der Idee, die Sie hier ansprechen, dass Danzig ein geeigneter Platz für das Gedenken an die europäische Vertreibung wäre.
Das braune Polen ist die neue Schande Europas. Die Charta der Grundrechten ist für die neuen Denkbarbaren aus dem Osten geschrieben worden.
FREIHEIT.
Kommentiert von: unionsbuerger | 13. Mai 06 um 10:07 Uhr
"Vereintes Europa-Europe United" ist eine intern demokratische Partei. Unser Parteiprogramm wird durch Abstimmungen all unserer Mitglieder angenommen, und ebenso kann es modifiziert werden.
"Vereintes Europa-Europe United" glaubt, dass alle europäischen Staaten (das sind alle Mitgliedsstaaten des Europarats sowie Belarus) im Prinzip um EU-Mitgliedschaft ansuchen dürfen und das Recht haben, sich für die Mitgliedschaft einzusetzen. Allerdings fordern wir, um die demokratischen Grundlagen Europas zu erhalten, dass die Mitgliedschaft nur dann erfolgen kann, wenn das Land die Kopenhagener Kriterien erfüllt und die Mitgliedschaft sowohl in einem EU-weiten Referendum als auch in einem Referendum im fraglichen Land angenommen wird. Vereintes Europa-Europe United nimmt Parteimitglieder aus allen Staaten auf, die gemäß des obigen Textes EU-Mitglieder werden könnten.
Besuchen kann Mann hier: www.europeunited.org
Kommentiert von: kerrygoulde | 29. Mai 06 um 18:59 Uhr
Danzig zerstört, März 1945!
Von Gerhard Jeske . geb.1929 in Danzig
Viele Themen, sind bisher nicht aufgearbeitet. Zum Beispiel: Warum die Wehrmacht nicht kapitulierte und so den zig- tausend fachen Tod von Zivilisten verhinderte und die Zerstörung der Stadt. Deutsche Opfer, die von Deutschen an ihren eigenen Landsleuten verursacht und begangen sind, verschweigt Frau Steinbach und Ihre Landsmannschaften.
________________________________________Kriegsende in Danzig –1945 - 70 Jahre danach und kein Ende der Lügen.
Zum Beispiel: Die Russen brannten Danzig ab.
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Die Aussage, dass Danzigs Innenstadt von den Russen zerstört wurde, ist falsch, weil einseitig.. Ab dem 26.03. 1945 begann das Trommelfeuer auf Danzig aus 1200 Geschützen, begleitet mit englischen Luftangriffen. Ebenso wurde der Befehl " Verbrannte Erde" durch deutsche Pioniere angewandt. Die schweren deutschen Schiffsgeschütze und die 8,8 Geschütze aus der Niederung schossen in die Stadt zurück um die Infanterie zu unterstützen. die Feuerwehr flüchtete aus der Stadt, weil nichts mehr zu retten war. Viele Berichte bestätigen, dass die historische Innenstadt durch den Feuersturm der Selbstentzündung bis zum 28/29.3.ausgebrannt war. Erst in der Frühe, gegen sechs Uhr, drangen die sowjetischen. Soldaten in die Häuser am Wallplatz bis zu Trumpfturm ein. Ich befand mich mit meiner Mutter und zwei Brüdern in einem Keller. Zu diesem Zeitpunkt war Danzigs Altstadt völlig ausgebrannt. Weil die deutschen Pioniere die Verpflegungslager in die Luft gejagt hatten, sowie die Schokolade-Fabrik an der Ecke Poggenpfuhl , und andere Magazine, blieb die restliche Bevölkerung, mit dem Hungertode im Nacken, zurück, dass interessierte die Wehrmachts-Generalität nicht. Sie kapitulierte nicht und beantwortete keine Kapitulations-Angebote des sowjetischen Generals, nach dem Motto, dass das Deutsches Militär nicht mit Untermenschen verhandeln konnte. Damit war der Untergang Danzigs besiegelt.
Im März 1945 wurde der Jahrgang 1928/29 einberufen. Wir wurden in der Jugendherberge auf dem Bischofsberg kaserniert. Dort traf ich einige Kameraden aus dem KLV-Lager wieder. So sah ich, nach einem Geländemarsch, unseren Stuben Ältesten wieder, er stand in einem Schützenloch und war bewaffnet mit einer Panzerfaust, von dort aus sollte er die Jugendherberge gegen russische Panzer, die hinter der Front operierten, verteidigen. Später sind einige Kameraden umgekommen, oder mit einem Schiff untergegangen. Ich ließ mich aus der HJ-Kompanie entlassen, auch die Drohung mich ins KZ – Stutthof zu bringen, schüchterte mich nicht ein. Meine Mutter konnte nichts entscheiden, weil, dass Elternrecht aufgehoben worden war. Kinder sollten den Rückzug der Wehrmacht decken. Sie gönnten nicht mal den Jugendlichen das Leben und sie halfen nach, sie umzubringen, indem sie viele erhängten, wenn sie ihnen nicht zu Willen waren.
Mein Freund Lothar Hagen erwischte es am Mottlau-Umfluter - Deich vor der Brücke, die zum Hühnerberg führte. Er starb durch einen Granatsplitter, der ihn in den Hinterkopf traf. Dort wurde er an einem Rotdornbaum begraben. So erlebte ich den Untergang unserer schönen Stadt und den Tod vieler Menschen. Oft, wenn ich in Danzig war, besuchte ich die Stelle seines Grabes, und setzte mich dort hin um Zwiesprache zu halten, warum man die deutschen Offiziere, die Kinder in den Kampf geschickt hatten, nicht als Kindermörder bestrafte. Die angeblichen Hitlerjugendkompanien wurden nicht von HJ-Führern geleitet sondern vom Militär. Das wird immer unterschlagen. Diese Handlung des deutschen Militärs ist nie als Kriegsverbrechen benannt worden.
Vielleicht ist noch jemand am Leben. Ich würde mich freuen, über diese Zeit Erinnerungen auszutauschen. Ich grüsse alle Leidensgenossen, aber auch diejenigen, welche es besser angetroffen hatten.
Kommentiert von: Gerhard Jeske | 11. Mai 09 um 23:58 Uhr
Gerhard Jeske, geb.1929 in der Freien Stadt Danzig Fotograf –
22547 Hamburg, den 18.04. Wovon Frau Erika Steinbach nicht spricht !
Vor dem Kriegsausbruch. in Danzig 1939
Immer mehr Dokumente werden entdeckt, die belegen, dass Hitler schon seit 1933 den Krieg gegen Polen und die Tschechei vorbereitete. In der Weimarer Republik wurde die " Deutsche Stiftung " gegründet, mit dem Ziel, das Deutschtum im Ausland zu fördern und politisch einzusetzen. Keine Regierung in der Weimarer Republik hatte auf Gebietsansprüche in Westpreußen und Schlesien verzichtet. Diese revanchistische Politik führte Hitler radikal weiter. Nach der Unterzeichnung des polnisch- deutschen 'Angriffsvertrages vom 26.1.1934 berief Hitler die Vertreter der deutschen Minderheit, besonders aus Polen und der Tschechoslowakei zu einer Geheim-Konferenz zusammen. Dort gab er seine Ziele bekannt:" Meine Herren, Sie haben eine der wichtigsten Aufgaben übernommen. Sie sollen nicht nur das Deutschtum wie bisher pflegen und erhalten, sie sollen es zu einer Kampftruppe schulen. Sie werden an vorderster Front unserer deutschen Kampfbewegung- als Vorposten Deutschlands es uns ermöglichen unseren Aufmarsch zu vollziehen und unsere Kampfhandlungen einzuleiten."
Nachdem die NSDAP am 28:5.1933 mit 51 % die Wahlen in der - "Freien Stadt Dan¬zig" - gewonnen hatte, begann der Aufbau der paramilitärischen Organisationen. Die SA führte- militärische Übungen ein. Die Oppositions-Parteien wurden 1936/37 verboten, gleichzeitig wurde die "Heim ins Reich " Propaganda verstärkt. Nach einem Wahlerfolg 1935, der mit Wahlfälschungen und brutalem Einsatz gegen oppositionelle Wähler durchgeführt wurde und der NSDAP 57 % aller Stimmen zusprach, verschärfte sich die innenpolitsche Politik. Unter der Führung des Gauleiters Albert Forster wurde auf allen Gebieten Danzig dem Deutschen Reich gleichgeschaltet, dazu gehörte, dass die Verfassung missachtet wurde.
Frau Ingeborg Schäfer hatte, in Zusammenarbeit mit der. Journalistin Susanne Klockmann, über die NS-Vergangenheit Ihres Vaters des SS-Brigade - Führers Johannes Schäfer und ihrer Familie ein Buch herausgegeben, das den Titel hat" Mutter mochte Himmler nie." (Rowolt)
Sie bestätigte und beschreibt darin, dass Ihr Vater nach dem 11.6.1939 illegal als Krippo Beamter nach Danzig eingeschleust wurde und er dort sofort seine Arbeit begann. Zusammen mir dem Gauleiter der NSDAP Albert Forster organisierte er die Aufstellung einer speziellen SS- Einheit. Neben Danziger Freiwilligen sollten Reichs¬deutsche SS-Angehörige, gemeinsam die " SS - Heimwehr•Danzig bilden" Das Kriegstagebuch des Militärbefehlshaber Danzig-Westpreußen berichtet : "An militärischen Dienststellen gab es nur zwei, die gezwungen durch den Versailler Vertrag getarnt arbeiteten: Das Wehrbezirkskommando und die Abwehr Nebenstelle.- Die Offiziere tun in Zivil Dienst, als " Werbestelle und Kriminalräte" Am 11. Juni 1939 wird nach bemerkenswert kurzer Besprechung, auf Befehl des Führers, in Danzig die Lan¬despolizei aufgestellt. Als erster trifft der Kommandeur Generalmajor Eberhardt vom L.A. K. ein, direkt von der Korps-Generalstabsreise auch in Zivil. Sein 1 A kommt von der Kriegakademie aus Berlin direkt aus der Ausbildung" Herr Eberhardt" erhält, vom Polizeipräsidenten einen Ausweis, der ihn berechtigt, die Gebäude der Polizei zu betreten und am Dienst der Polizei teilzunehmen. Nach kurzer Zeit steht der Stab. Es sind größtenteils Reserveoffiziere aus dem Freistaatgebiet. Dann treffen Offiziere aus dem Reich ein, wenigstens für die Kommandeurstellen. Dazu Unteroffiziere, ferner Soldaten, die von der " Werbestelle " angeworben, im Reich dienten."
Ende des Zitates.
In kürzester Zeit wurden aufgestellt " 2 Infanterie Regimenter, eine Artillerie Ab¬teilung, Die SS-Heimwehr und weitere Einheiten,
Ein Organisator der SS-Heimwehr wurde der Ingenieur Aspirant Friedrich Übelacker aus Bayern. Mit vier weiteren Angehörigen der Technischen Hochschule wurde er in die Führungselite befördert. Seinen Dienst als Totenkopf-SS Mann vollzog er so konsequent, dass er 1945 von den Amerikanern zum Tode verurteilt wurde. Zu diesen national-deutschen Vertretern gehörte auch der hohe SS-Führer Graf Reinhold von Krockow. (westlich von Hela). Die SS-Heimwehr sollte 1500 Freiwillige als Sollstärke erreichen. Da sich nur 500 Freiwillige aus Danzig meldeten, wurden 1000 SS-Männer, hauptsächlich aus den Mannschaften deutscher Konzentrationslager, heimlich nach Danzig eingeschleust. Eine Gruppe wurde in Danzig ausgebildet, der größere Teil fuhr im Mai 1939 mit dem Seedienst Ostpreußen nach Swinemünde und von dort nach Berlin - Adlershof. Nach der Ausbildung erhielt ein Teil der Reichsdeutschen SS-Männer zur Tarnung den Danziger Pass Die Rückkehr nach Danzig wurde im Juli 1939 durchgeführt. Die größere Gruppe ( ungef. Tausend ) wurden mit dem Schiff Lütje Horn mit voller Kriegsausrüstung, Autos und Kanonen, als, SS-Sportgemeinschaft Königsberg, Gumbinnen, Allenstein ectr. in Königsberg ausgeladen. Dort wurde ein SS-Sportfest zur Tarnung der Aktion veranstaltet. Die Autos bekamen einen landesüblichen Anstrich, und wurden als private Firmen Wagen deklariert.ln einer nächtlichen Aktion wurden die Einheiten aus Königsberg über eine, zu diesem Zwecke gebaute Pontonbrücke, bei Käsemark - Rotebude über die Weichsel in das Danziger Gebiet eingeschleust. In Danzig wurden sie, als Sportler verkleidet untergebrach, in der Wiebenkaserne, der Turnhalle in Ohra, den Messehallen, in alten Kasematten und im Lager Danzig-Matzkau. Am 17.8.1939 wurde das Ärmelband der SS-Heimwehr- Danzig ausgegeben. Jetzt fielen alle Schleier! Die gesamte SS-Heimwehr trat öffentlich am 18.8.1939 uniformiert zur Fahnenübergabe auf dem Maifeld an. Fünfzigtausend Danziger nahmen an dieser Feier teil. Gauleiter Forster, ein Bayer, bezeichnete diese Feier als Ausdruck des Selbsterhaltungstriebes der Danziger. Der Kommandeur Goetze, auch ein Bayer, sagte: " " Wo uns unser Führer hinstellt da bleiben wir. da wanken wir nicht."
Die Danziger Verfassung war nur noch bedrucktes, wertloses Papier geworden. Der letzte Akt begann.
Am 25. 8. lief die Schleswig-Holstein in den Hafen ein. Mit der ersten Feuersalve am 1.September 1939 aus den Geschützen des deutschen Panzerschiffes der Kriegsmarine begann der zweite Weltkrieg. Der Untergang Danzigs war vorprogrammiert. Aber zuvor begann das große Morden an der polnischen, kaschubischen Bevölkerung, an den Juden und der deutschen Danziger Opposition. Alleine in dem Wald Piasnica und der Kaschubei wurden von Danziger Kommandos an die 12 000 Menschen liquidiert. Weitere Zehntausende erwartete der Tod .im KZ¬Stutthof, östlich der Weichsel. Von hier aus begann der Holocoust in Europa
Hiermit ist erwiesen, dass die deutsche Wehrmacht als aktiver Teil des Nationalsozialistisches Regiemes, illegal und aus dem Hinterhalt, einen Raubkrieg vorbereitet hatte und ihn dann auch konsequent unter der Führung Hitlers durchführte. Der Generalmajor der Wehrmacht Eberhardt bereitete den Angriff in Zivil vor, war also gleichzeitig ein Agent Berlins und Partisan, und ausgerechnet dieser deutsche Offizier, der in der Freien Stadt Danzig das Völkerrecht gebrochen hatte, ließ die tapferen polnischen Postbeamten erschießen, weil sie, in polnischer Beamtenuniform, ihre Post gegen einen räuberischen Überfall der SA, der SS und der deutschen Wehrmacht verteidigt hatten.
Das Kriegsverbrechen der Wehrmacht dokumentiert sich nicht zuerst in den nach folgenden Erschießungen während des Krieges, sonders es begann schon in Danzig mit der illegalen Vorbereitung des zweiten Weltkrieges, der Liquidierung der Freien Stadt Danzig und der Vernichtung des polnischen Staates und eines Teiles seiner Bevölkerung. gerhard jeske copyr.
Kommentiert von: Gerhard Jeske | 17. Juni 09 um 00:27 Uhr