Die Obama-Laola rast um den Globus und alle tanzen mit. Auf ihrem Posten versagen die Meinungsmacher zurzeit nicht minder als einst die New Economisten oder jüngst die Investmentbanker auf ihren Feldern. Man glaubt es kaum, aber der kosmische Einfluss Obamas ist Null. Allerdings: eine globale Laola, die Obama-Welle, läuft um den Globus und läuft und läuft und läuft und alle Menschen – Milliarden von Menschen, wie Angela Merkel sich auszudrücken beliebte –schwingen oder spielen im Taumel nolens volens mit. Auch nach dem leicht verhaspelten Amtseid von US-Präsident Barack Obama dreht sich die Erde weiterhin im 24 Stunden-Takt. Dieses mondiale Volksfest der Emotionen und Illusionen, der Tränen und der Heilserwartungen, hat anhaltend groteske Züge. Es ist nicht die Realität, an der sich die Menschen abarbeiten, es ist eine Art geistige Parallelwelt entstanden mit eigenen Denk-und Empfindungsgesetzmäßigkeiten, aus der heraus vor allem medial empfängliche Menschen, und die sind in den Medien auch als Macher, also als Moderatoren, Redakteure, Reporter usw., häufig vertreten, ihre eigenen Fiktionen als Wahrheit verkünden. Obama nennt Bush einen guten Kerl und er selber ist wahrscheinlich auch ein guter Kerl. Obama ist nicht das Problem. Für eine massenwahnhafte realitätsferne Rezeption seiner Person und seines Tuns trägt er aber natürlich zunehmend Verantwortung. Manche Stimmen sehen Obama auch als ein Werkzeug demokratischer Machtzirkel, die ihn und seine Family als Idealfall der Stunde betrachten. Auch wenn man soweit nicht geht, kommt man nicht umhin Obama als eine „Revolution von oben“ zu verstehen. (ganz anders also als seine Fans, die Obama von unten gegen das Establishment etabliert haben wollen). Barack Obama hat zweifelsfrei eine Rattenfängerwirkung. Das ist seine Fähigkeit, die soll ihm hier auch nicht verübelt werden. Andererseits muss auch niemand Niemandem hinter her laufen. Man muss sehen, dass Obama im Moment Kristallisationspunkt, womöglich ohne eigenes Zutun, für eine Verschiebung der Wahrnehmungs-und Bewertungsmaßstäbe in den Köpfen vieler Menschen ist. Wie anders ist es erklärlich, dass die Berichterstattung mehrheitlich von einer Überhöhung der Person Obamas zur nächsten torkelt, mit einem erheblichen Potenzierungsfaktor. Klingt in den seriösen Medien alles fast wie normal. Indes ist alles, im Mainstream kaum noch erkennbar, zurzeit im Ausnahmezustand. Von CNN bis zu den öffentlich-rechtlichen in Deutschland Volksverdummung in Sachen Obama. Systematisches Bush-Bashing – Systematische Überhöhung Obamas Seit acht Jahren hören wir aus den prominenten Mäulern in den öffentlich-rechtlichen Medien und sehen es in den Gesichtern der Moderatoren, wie sie mit hochgezogener Augenbraue und zynisch gesenktem Mundwinkel kaum noch Nachrichten, die diese Qualität haben, sprechen, sondern in permanenten Herabsetzung über die Person George W. Bushs regelrecht hergezogen sind und immer noch herziehen. Und dies völlig unabhängig von dem, was Bush real gerade tat oder unterließ. Mit Standartphrasen, regelmäßig in vernichtendem Ton gesprochen, (die distanzierten Journalismus vortäuschen sollen), wurde jedes Tun Bushs unter einen geradezu satanischen Verdacht gestellt: „… ob er damit Erfolg haben wird? Ob es nützt? … Erfolg wird er damit wohl keinen haben ….Erfolg zweifelhaft….“ Zwei Beispiele: Beispiel 1: Nur einem Bush konnte es unter diesen Umständen passieren, dass paranoide Kreise hartnäckig die These aufstellten, Bush selber hätte den 11. September bestellt, um einen Grund für sonstwas zu generieren. Beispiel 2. Nur einem Bush konnte es passieren, dass öffentlich-rechtliche Medien in Deutschland zu seinem Amtsabschied (zur besten Sendezeit) seinen Hund im Weißen Haus als das einzig Positive an acht Jahren Amtszeit von George W.Bush vorführten, zu einem Drittel gequält scherzhaft und zu zwei Dritteln bierernst. Primitiver, paranoider und man muss auch sagen, menschenverachtender, geht’s nicht. Das Personal, das so etwas über die öffentlich-rechtlichen Marktbeherrscher sendet, müsste eigentlich zur Rechenschaft gezogen werden. Tiervergleiche, Hund besser als Bush, gehen auch im Fall eines gehassten politischen Gegners nicht. Die Tatsache, dass so etwas ungerügt durchgegangen ist, sagt etwas über den miserablen Zustand der niemals demokratisch legitimierten Monopol-Journalisten aus, die ihre Quote zum geringeren Teil ihrem Können und vor allem dem Sender und dem Sendeplatz verdanken. Es ist eine Zumutung für den Medienkonsumenten, dass dieser das Mediengeschehen beherrschende Journalistentypus vor gespreizter Selbstüberschätzung nur so strotzt und als Hauptnews permanent verbreitet, selber immer und ausschließlich auf der richtigen und gute Seite zu stehen. Das systematische Bush-Bashing und die systematische Überhöhung Obamas als Erlöser von Bush hängt ursächlich mit einem außer Kontrolle geratenen Monopol-Journalismus zusammen, der im Fernsehbereich zu sehr dominiert wird von wenigen öffentlich-rechtlichen Figuren. Wenn sich Ancherman und -women ohne selber etwas in der Politik oder in der Wirtschaft oder sonst wo zu leisten, selber naseweis und mit Turbo-Überheblichkeit über die Akteure stellen, ist das Ganze kein Journalismus mehr. Die Einschätzungen und Analysen, das Argument bleiben auf der Strecke und werden durch albernes und kariertes Hin- und Her-Gesabbel ersetzt. Diese noch moderate Medienschelte ist hier notwendig, um die Tatsache frei zu legen, wie es über Nacht dazu kommen konnte, dass derselbe Typus der medialen Machthaber über die Mikrofone und Kameras jetzt ins komplette Gegenteil verfällt. Zynismus „verboten“. Ironie, Distanz, unerwünscht! Hündische und kindische Verehrung des Neulings im Weißen Haus ist Gesetz, dem alle gehorchen. Alles wird positiv gedopt, alles wird mit irrealen Hoffnungen und freundlichem Daumendrücken begleitet und mit positivistischer Prognose befeuert. Wenn Obama normal atmet, dann holt er auf diese Weise tief Luft, um in „atemberaubendem“ Tempo durch zu starten. Wenn irgendwelche Computer-Kids ganz normal eine neue Homepage des weißen Hauses ins Netz stellen, dann ist das eine Sensation, eine Art Wunder. Wenn Obama alte Hüte hervorholt, in dem er Ämter mit alten Gesichtern besetzt und alte Rezepturen neu belebt, dann rettet er den amerikanischen Traum, reanimiert den amerikanischen Geist und liefert stündlich in schier unermesslichem Arbeitstempo einen Beweis nach dem anderen, für den Big Bang, Verzeihung für den Big Change. Wenn Obama die Staatsschulden ins Unermessliche treibt, um staatliche Investitionen in Straßen, Schulen, Datennetze und dergleichen mehr zu bezahlen, dann fiebern diese Journalisten dem schon für sicher geglaubten Konjunkturschub entgegen (und freuen sich nicht öffentlich über ihren eigenen Aktienbesitz.) Jeder Dollar auf Pump, den Bush ausgab, war eine gar moralisch-verwerfliche Belastung zukünftiger Haushalte und Generationen und zudem handwerklich stümperhaft und vorhersehbar ohne Aussicht auf Erfolg. Jeder Dollar, den Obama sich jetzt leiht, ist nicht nur Zukunftschance, sondern ist schon jetzt die Zukunft selbst. Apropo Guantanamo: warum ist das Lager in Guantanamo nicht bereits geschlossen? Immerhin die Amtszeit Obamas ist demnächst eine Woche alt. Obama hat sich seit dem Beginn seiner Präsidentschaftskandidatur und speziell seit dem 4. November 08 vorbereitet und Menschenrechtsverletzungen dulden keine Sekunde Verzögerung, und schon gar nicht 100 Tage oder ein Jahr. Entweder es liegen Menschenrechtsverletzungen vor, dann sind die nicht eine einzige Stunde zu dulden, oder es liegen keine Menschenrechtsverletzungen vor, dann kann Obama sich, wie er es angekündigt hat, 100 Tage bzw. ein Jahr lang Zeit lassen das Lager zu schließen. Entweder gegen die Einsitzenden liegt ein hinreichender Tatverdacht vor, dann sind sie ganz einfach innerhalb von Stunden in amerikanische Untersuchungshaft zu verbringen oder es liegen kein dringender Tatverdacht vor, dann sind die Häftlinge frei zu lassen. Das Argument, das zu Bush-Zeiten weniger laut vorgebracht wurde und zu Obama-Zeiten deutlich an Gewicht gewann, dass es unter den 250 Häftlingen die es in Guantanamo zur Zeit geben soll, Personen gibt, die in Schutzhaft dort einsitzen, in dem gesagt wird, dass sie nicht in ihre Heimatländer zurück können, weil ihnen dort Schlimmeres als Guantanamo drohte, ist so für sich nicht wirklich objektiv verständlich. Da scheint es Aufklärungsbedarf zu geben, was genau Sache ist. Guantanamo ist kein Mythos und nicht Bushs Privatgefängnis, es ist jetzt das Gefängnis, für das Obama seit fast einer Woche verantwortlich zeichnet und der Wahlkampf ist vorbei. Bush ist – und da wird die Sache geradezu komisch – nicht das Maß aller Dinge, aber gerade dazu machen ihn ausgerechnet die engagierten Bush-Hasser, also fast 90 % der Obamarianer. Als ob sich an der Person Bush festmachen ließe oder gar objektivieren ließe, was politisch gut, was schlecht, was richtig, was falsch ist. Bush ist nicht das Maß aller Dinge Seit Obama im Amt ist, ist permanent in allen Medien zu hören, was Obama alles anders oder was er rückgängig, von dem was Bush fabrizierte. Es ist selbstverständlich, dass es um eine gute und richtige Politik bei jedem US-Präsidenten gehen sollte, aber keine Politik ist allein deswegen gut und richtig, weil sie anders ist, als die von Bush. Ein bisschen mehr darf es schon sein. Wenn man allenthalben Botschaften hört, wie die, dass Obama jetzt mit unvorstellbarer Geschwindigkeit die Bush-Politik revidieren würde, dann demonstriert dies ein hohes Maß an politischer Ignoranz dieser euphorischen Berichterstatter. Das Feld der Politik und der Aufgabenbereich des US-Präsidenten ist riesig und bisher von Obama nur in homöopathischen Dosen überhaupt beackert worden und das kann auch nach einer Woche Amtszeit gar nicht anders sein. Die komplexen, detailreichen politischen Entscheidungen und Weichenstellungen, die bei Bush nicht ausnahmslos alle falsch getroffen wurden, kann auch ein Obama nur sehr mittel-und langfristig angehen. Bisher hat der neue US-Präsident vor allem nach außen an seine Obama-Fan-Gemeinde gerichtet, just for demonstration, Reizpunkte aus seinen Wahlversprechen bedient. Alles, was Obama bisher politisch realiter angeboten hat, ist Durchschnitt, ist konventionell-konservativ, ist ein uninspirierter Griff in die Kiste mit der Aufschrift: Sammelsurium. Allerdings gibt es dabei auch sehr Positives zu vermelden: Seine jüngste Ankündigung die Ratingagenturen in ihrem bisher oft unheilvollen Einflussnahmen auf das Finanz-und Wirtschaftsgeschehen zu beschneiden, ist zu begrüßen, das war längst überfällig. Das ist eine Sicherungsmaßnahme für die Zukunft. Obama wirkt trotzdem zur Zeit noch etwas hilflos in den großen Schuhen des US-Präsidenten und das ist wohl auch der Grund, weshalb er sich personell aus der Riege des Washingtoner Establishments bedient. Holbrooke und Mitchell (der seine Nahost-Meriten vor dem 11. September erworben hat) seine Troubelshooter für den Nahen Osten, Afghanistan und Pakistan gehören eigentlich eher zu den Auslaufmodellen, deren jetzige Etablierung eine große Orientierungslosigkeit bei Obama vermuten lassen. Das Durchschnittsalter im Gazastreifen, und nicht viel anders sieht es in Afghanistan und Pakistan aus, ist wahrscheinlich deutlich unter 30 Lebensjahren, da hätte es nahe gelegen, dass der Big Changer im weißen Haus qualifiziertes, junges Blut ins Rennen geschickt hätte, die den Rat alter Männer ihrerseits durchaus hätten bei Bedarf abfragen können. Diese beiden Personalien wirken von vorne herein wie zwei suboptimale Entscheidungen, unabhängig davon, dass die Konfliktparteien im ersten Gang artig Hoffnungen und Wohlverhalten bekunden. Der Zuschauer bekommt den Mainstream In einem Punkt hat sich die Journaille aus dem Bereich der Meinungs-Leader seit dem Amtsantritt Obamas jedoch im Vergleich zur achtjährigen Berichterstattung über Bush absolut nicht geändert. Die genannten Anchormen und -women, die einen Schweif von Nachahmern hinter sich her ziehen,. sitzen oder stehen wie immer da und verkaufen vorrangig ihre persönliche journalistische Unqualität, früher die Abscheu von Bush und jetzt das Anhimmeln von Obama, als den höchsten nur von ganz wenigen Deutschen erreichbaren Perfekt-Journalismus. Und das Ganze ohne mit der Wimper zu zucken. Dem Rundfunkgebührenzahler wird vorgegaukelt, er bekäme recherchierte, faktisch abgesicherte, objektive Nachrichten, die ihn in die Lage versetzten sich eine eigene Meinung zu bilden. Stattdessen bekommt er höchst subjektiven, als objektive Nachricht frisierten Meinungssalat. Der Zuschauer bekommt den Mainstream. Die Vorschusslorbeeren, die um Barack Obama in Bergen herumliegen und den Horizont verstellen und auch das Koordinatenkreuz verrücken, sind in Wahrheit so durchsichtig, dass man das aktuelle Geschehen der Rezeption des Phänomen Obama eigentlich für ein Possenspiel halten möchte. Diese Posse ist allerdings Realität. Dem „Fundamentalisten“ Bush wurde stereotyp Schwarz-weiß-Malerei vorgeworfen. Obama Halbmensch/Halbgott ist noch bevor er irgendetwas getan hat, bereits der differenzierende, der diplomatische, der Frieden bringende, sich eigentlich dem normalen irdischen Geschehen und gar jeder Bewertung entziehende Superman. Die Medien zeichnen Bush, den Teufel und Obama, den Erzengel. Schwarz-weißer als die Medien zurzeit die Wirklichkeit und die Akteure malen, kann Journalismus oder überhaupt menschliches Denken und menschlicher Ausdruck nicht ausfallen. Und das von Leuten, die mit der Attitüde des aufgeklärten Menschen und des kritischen Journalisten und viele auch mit der Maske des bescheidenen, sich selber stets zurück nehmenden Newsmenschen von morgens bis abends herum rasen. Selbstkritik oder wenigstens eine minimalle Eigenreflexion über diese katastrophale Schwarz-weiß-Malerei gibt es in den Leitmedien zurzeit nicht Das Ganze hat sektenhafte und fanatische Züge und zwar sowohl der stupide Hass auf Bush wie auch die stupide Anhimmelung von Obama. Das ist die Kraft der Obamarama-Laola Auf ihrem Posten versagen die Meinungsmacher nicht minder als einst die New Economisten oder die Investmentbanker auf ihren Feldern. Macht alles nichts aus? Kostet alles nichts? Macht sehr viel und kostet sehr viel. Medial forcierte falsche politische Entscheidungen können fatale Wirkungen haben, bis hin zu Kriegen, Terrorismus und natürlich auch zu Fehlentwicklungen in fast allen Bereichen wie Wirtschaftskrisen oder sonstigen Verwerfungen. Propagandawahn benachteiligt immer Menschen, verhindert Mitgefühl, verhindert Vernunft. Wie kommen die Medien und die einzelnen Journalisten darauf, dass ihr Wahn, den sie nicht merken, keine Auswirkungen hat, weil es bei ihnen nur um News geht und nicht um „Realität“? Propaganda indes ist eine der schlimmsten Geißeln der Menschheitsgeschichte. Und das gilt auch, wenn Propaganda nicht von oben angeordnet wird, sondern selbsttätig funktioniert. Das ist ja das Phänomen Obama, das er auslöst, das sich viele Leute für ihn überengagieren und dazu gehört auch jedes Hinterfragen von Obama selbsttätig zu ächten. Es gibt einen eklatanten und die Pressefreiheit beschädigenden Notstand im Journalismus wegen Verblendung und Selbstüberschätzung - das ist die Kraft des Mainstream, das ist die Wirkung, wenn mächtige Hollywoodstars politisch ausrasten und ebenso mächtige Sänger und Musiker dasselbe tun. Alles keineswegs uneigennützige Laien, die verantwortungslos Showbiz liefern. Das ist die Kraft jetzt ganz konkret der Obamarama-Laola. Da wollen alle dabei sein, und jetzt ist durch die Globalisierung der Medien der Wahn erdumspannend. Dieses „Alle wollen dabei sein“ ist, wenn es wie hier um die Position des US-Präsidenten geht und ein vernünftiges Maß überschreitet, mit besonderer Sensibilität zu beobachten Schon allein die intellektuelle Gesichtsfeldverengung und der diesermaßen erzeugte Massendruck jetzt außerhalb Obamas nichts mehr denken zu dürfen, rechtfertigt jede Distanz zu Obama und seiner Präsidentschaft. Andernfalls wäre gar kein Blick mehr möglich, ob es im Einzelfall richtig oder falsch ist, was Obama tut. Obama verkündet amerikanische Werte und der höchste Wert ist Demokratie. Für Demokratie will er sogar alle Amerikaner virtuell zu Basisdemokraten machen, die über jedes Vorhaben des weißen Hauses auf seiner Website diskutieren und abstimmen sollen. (Etwas noch kindischeres lässt sich kaum formulieren.)Ungewollt bewirkt Obama eine Beschränkung der Pressefreiheit. So ist das, wenn es einen gesellschaftlichen Druck gibt, dass ein großer Teil der Gesellschaft ohne Zwang und Not gleichgeschaltet denkt und empfindet. Auf dem Boden bleiben! Obama braucht in so einer Situation eigentlich nichts mehr als Fundamental-Opposition, die von den geschwächten Republikanern kaum zu erwarten ist. Die Denkschere in den Köpfen und die selbst auferlegten Denkgebote müssen von ihren Fesseln befreit werden. Auf dem Boden bleiben! Das ist das Gebot der Stunde für Journalisten, die de facto Verantwortung tragen. Der allgegenwärtige Zwang sich über Obama freuen zu müssen oder sich darüber freuen zu müssen, dass Bush weg ist, dessen Amtszeit durch die amerikanische Verfassung beendet wurde und nicht durch Barack Obama, ist lästig. Natürlich hört man schon Kritik an Barack Obama, wenn das eine oder andere sicher geglaubte Wunder nicht real wird, aber die Kritik, die auch jetzt schon gelegentlich zu vernehmen ist, die nur als artifizieller Schönheitsfleck noch größerer Verehrung und Hochjubelei dient, ist wertlos. Geschichte darf nicht, so wie es jetzt geschieht, geklittert werden. George Bush war nicht Diktatur und Obama hat nicht die Befreiung von einem schweren Joch und die Demokratie gebracht. Die Regierung Clinton hat damals den Nahost-Konflikt einer Lösung keinen Schritt näher gebracht, auch die Regierung Bush nicht und jetzt wird auch die von Obama eingesetzte Hillary Clinton im Nahen Osten mit Wasser kochen müssen. Obama hat nicht das Ende der Sklaverei gebracht, er ist auch nicht der erste Schwarze in der Politik, und er ist zu fünfzig Prozent weiß und dank seiner weißen Mutter Amerikaner. Was sollen all die tausendfach wiederholten Psycho-Formeln vom Charismatiker und dem ersten schwarzen Präsidenten und der dergleichen mehr. Obama selber hat seine weiße und schwarze Herkunft viel gelassener thematisiert als die Medien dies transportieren. Obama wurde, angesichts des Mediengeschehens eigentlich ein Wunder, wenn auch eines ganz anderer Art, nur mit einer knappen Mehrheit von 52 % der Stimmen ins Amt gewählt. Und nur von einem vergleichsweise geringen Anteil der amerikanischen Bevölkerung ( 66 % der Wahlberechtigten haben gewählt), insofern sind die Hymnen, dass Amerika sich jetzt befreit fühlte, idiotisch und die globale Version, dass die Welt sich jetzt freuen müsse, ist noch idiotischer. Im Moment drängt sich der Eindruck auf, dass in acht Jahren die Obama-Jünger die Verfassung für verfassungswidrig erklären könnten, weil sie Obama an dessen weiterer Präsidentschaft hinderte. Die Väter der amerikanischen Verfassung konnten allerdings in der Tat nicht damit rechnen, dass sich in späteren Zeiten, die sich selber für immer aufgeklärter erachten, ein solches Massenphänomen namens Obama ereignen würde. Obama will fleißig arbeiten. Lassen wir ihn doch! So hirnlos wie sich viele Multiplikatoren jetzt aktuell verhalten, so negativ ist deren Einfluss auf das reale politische Geschehen. Wer einen Erfolg des Präsidenten Obamas wirklich will, muss sich nicht mit massenhaftem Geschwelge aufhalten und sich selber nicht in dieses Geschwelge hinein stürzen, das schadet jeder Sache. Es scheint so, als wenn die amerikanischen sogenannten Eliten Sehnsucht nach dem starken Mann, nach einer Erlösungsreligion und nach Monarchie haben. Natürlich trägt der Kaiser heute Anzug, hat einen Blackberry in der Hosentasche, hört Pop-Musik, schwört auf die Bibel und geht ins Fitnessstudio. Und dieser Bürgerkaiser ist auch das spirituelle Oberhaupt. Wer die magisch-animistische, spiritistisch-religiöse Seite des Menschen als existent anerkennt, die man vernünftigerweise nicht negieren kann, der ist gut beraten Staat und Kirche zu trennen, wie es Gang und Gebe ist, jedenfalls im Westen und auch in den USA. Deswegen ist es äußerst mißlich, wenn der Staats-und Regierungspräsident, in diesem Fall Obama, neben der politischen Macht auch die Stelle eines quasi heiligen Guru besetzt. Dieser neue Fanatismus trägt das Kleid absolut selbstbestimmter Freiwilligkeit und zu allem Überfluss auch von Aufklärung. Und einen Feind hat man auch, das sind die Fundamentalisten, vorrangig die Christen, aber auch natürlich die Terroristen. Laola im Fußballstadion macht Spaß. Da lässt man während einer begrenzten Spieldauer auf eine fröhliche Art die Sau raus, jubelt mit seiner Mannschaft, hat seinen Spaßfaktor und geht am nächsten Tag wieder zur Arbeit. Doch der Globus ist kein Fußballstadion. Obama will fleißig arbeiten. Lassen wir ihn doch. Und weil sein Amt so hoch ist und ihn mit Macht ausstattet, die Einfluss auf das weltpolitische Geschehen hat, muss er fair, aber rücksichtslos und knallhart von der vierten Gewalt, wie sich die Presse gern nennt, beobachtet und kritisiert werden. Und weil sich die Welt und insbesondere die Medien erst noch wieder einkriegen müssen, kann Obama nicht die Schonfrist der ersten hundert Tage, wie sonst üblich, für sich beanspruchen. Die ist durch Vorschusslorbeeren und durch zweijährige Wahlkampfshow verwirkt.
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