Auf zum letzten Gefecht!
25.5.05 heute in der taz
Seit sechs Jahren ist Rot-Grün kapitalistischer als die Polizei erlaubt. Dann haute Müntefering auf den Kapitalismus. Nach dem Machtverlust in NRW will Schröder Neuwahlen und mit der Wirtschaftspolitik in den Wahlkampf ziehen, mit der er gescheitert ist.
Von Bettina Röhl
Sechs Jahre rot-grüne Realpolitik haben die von der Regierung Kohl übernommene Kapitalverteilung in der Gesellschaft in die Richtung entwickelt: oben mehr Creme de la Creme und unten viel plörrige Molke. Die Schere zwischen den Kapitalhabenden und den Kapitallosen hat sich unter Rot-Grün in nur sechs Jahren entgegen allen erklärten Ansprüchen weiter geöffnet und dies dynamisch fortschreitend. Wie wir hinreichend vom roten Medienkanzler und vom grünen Medienvizekanzler gehört haben, sei das alles so, weil die Welt so sei - die berühmten Sachzwänge des Regierens - über die Jung-Schröder und Jung-Fischer einst lachten und schimpften und die sie mit Revolution bekämpft hatten. Man fragt sich, warum die früheren Trakteure der Bundesrepublik nun seit 1998 Regierung machen, wenn sie weder andere noch gar bessere Rezepte haben und nun ganz im Gegensatz zu Münteferings Schrei und im Gegensatz zu ihren eigenen Phrasen aus der 68er-Epoche das Kapital in Wahrheit seit Jahren kräftig fördern und die Arbeit kaltschnäuzig entwerten und vor allem entmachten.