Ein Interview mit dem Danziger Bürgermeister Pawel Adamowicz überdie EU – Erweiterung, Deutschland, den Spiritus loci in Danzig und die Idee eines europäischen Vertriebenenmahnmal in Gdansk
Fotos und Interview von Bettina Röhl ( Interview erschien im November 2004 in Cicero)
Röhl: Sehr geehrter Herr Adamowicz, wie ist der EU – Beitritt Polens in Danzig angekommen?
Adamowicz: Wer ist skeptisch gegen Europa eingestellt? Einerseits sind es ältere Personen, Rentner, die nach den Erfahrungen des zweiten Weltkrieges vieles aus der historischen Perspektive sehen. Die haben Befürchtungen, dass die Deutschen wieder kommen: die werden uns unsere Grundstücke und Häuser wegnehmen. Es gibt Ängste gegenüber der Preußischen Treuhand. Aber auch unter denen, die eigentlich für die EU – Erweiterung sind, gibt es noch Ressentiments gegenüber Deutschland. Es ist so wie wohl auch in Deutschland: je höher die Ausbildung, je höher das Einkommen, umso mehr ist man für die Europäische Union. Die jungen Leute, die in den großen Städten wohnen, sehen eine Chance in Europa, aber sie sind sich dessen bewusst, dass die Union keine Garantie gibt und, dass wir hier in Polen viel ändern müssen, um wettbewerbsfähig zu werden.